#34 - Lilian Haag, sind japanische Aktien noch günstig?
Shownotes
🎯 In dieser Episode sprechen wir über:
- Den strukturellen Wandel in Japan nach 30 Jahren Stagnation
- Warum Inflation diesmal anders ist und Löhne steigen
- Trumps Zölle und ihre Auswirkungen auf japanische Autobauer
- Corporate Governance-Reformen und Shareholder Value
- Hidden Champions in japanischen Small & Mid Caps
- Kulturelle Unterschiede zwischen japanischem und westlichem Management
- Geopolitische Positionierung zwischen USA und China
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00:00:00: Ich glaube, es gibt einfach zwei strukturelle Faktoren,
00:00:04: auf die ich im Prinzip 30 Jahre gewartet habe.
00:00:06: Das eine ist, dass die Inflation zurück ist im System.
00:00:09: Japan hatte über 20 Jahre deflationären Druck
00:00:12: und zwar in den verschiedensten Preissegmenten,
00:00:14: also nicht nur bei den Vermögenswerten.
00:00:16: The Portfolio people.
00:00:27: Liebe Zuhörer, Heimweg als Karrieremotor, gibt es das?
00:00:32: Bei Lilian Haag schon.
00:00:34: Nach nur sechs Wochen Architektur, Studium und Karlsruhe
00:00:36: packte sie die Koffer und wechselte nach Heidelberg zur Japanologie.
00:00:41: Heute, drei Jahrzehnte später, ist sie eine der renommiertesten
00:00:44: Japan-Experten in Deutschland und lenkt bei der DWS
00:00:47: 1,9 Milliarden Euro in asiatische Märkte.
00:00:51: Wir sprechen über den aktuellen Strukturwandel in Japan,
00:00:54: die neue Zinspolitik, Manga Investments
00:00:57: und warum sie nach 30 Jahren optimistischer ist denn je.
00:01:00: Denn Trump zölle hin oder her, Japan ist zurück.
00:01:04: Ich wünsche viel Spaß beim Zuhören.
00:01:06: Risiko-Hinweis.
00:01:09: Die Inhalte dieses Podcasts beinhalten keine Kaufempfehlungen,
00:01:12: sondern dienen ausschließlich der Information und Unterhaltung.
00:01:15: Es handelt sich dabei um keine Anlageberatung.
00:01:17: Und jetzt geht's los.
00:01:19: Lilian, du bist in Japan aufgewachsen
00:01:22: und hast später Japanologie studiert.
00:01:24: War das eigentlich echte Leidenschaft
00:01:25: oder war das für dich so der bequemste Karriereweg?
00:01:27: Also, das war schon echte Leidenschaft
00:01:30: und ich habe das relativ bitter erlebt.
00:01:32: Ich bin aufgrund des Berufs meines Vaters in Japan aufgewachsen
00:01:35: und ich war sechs Jahre alt, als wir dahin gezogen sind.
00:01:38: Dann habe ich die komplette Schulzeit über die Deutsche Schule Tokio besucht
00:01:41: und nach dem Abi bin ich zurück nach Deutschland gegangen zum Studium
00:01:45: und habe mir da so ein bisschen theoretisch was rausgesucht,
00:01:48: was ich gerne studieren wollte und das war Architektur.
00:01:51: Dann bin ich damals mit der ZVS verteilt, nach Karlsruhe gekommen.
00:01:55: Ich bin also in dem Oktober umgezogen von Tokio nach Karlsruhe
00:01:59: und das war ein kompletter Kulturschock.
00:02:01: Ich habe nach sechs Wochen so ein Heimweh gehabt,
00:02:03: dass ich einfach festgestellt habe,
00:02:05: ich kann nicht einfach diese 13 Jahre Japan an den Haken hängen
00:02:09: und so tun, als seien sie nicht gewesen.
00:02:11: Also habe ich mich ganz schnell umorientiert und bin nach Heidelberg gezogen.
00:02:15: Ich habe in Karlsruhe die Zelte abgebrochen, habe alles in Wern gepackt,
00:02:18: bin nach Karlsruhe nach Heidelberg gezogen
00:02:20: und habe mich dann dort eingeschrieben für Japanologie und VWL.
00:02:24: Weil ich ja noch ein bisschen was Vernünftiges brauchte.
00:02:26: Also war es dann schon Leidenschaft und das Studium war toll.
00:02:30: Also es hat sehr viel Spaß gemacht, auch in der Kombination mit VWL.
00:02:33: Weil man da ja eine Geistwissenschaft kombiniert
00:02:36: mit einem Wirtschaftswissenschaftlichen Fach, das war super.
00:02:39: Vor deinem Wechsel zur DWS im Jahr 1999 hast du ja auch bei Yamaichi.
00:02:44: Ich hoffe, ich habe es richtig ausgesprochen.
00:02:45: - Yamaichi. - Yamaichi und Nomura gearbeitet.
00:02:48: Was hast du damals in der Marktphase in den späten 1990ern
00:02:53: über die Marktsychologie gelernt, was dir heute noch hilft?
00:02:55: Oh, also über die Marktsychologie, dass die 90er-Jahre,
00:02:59: das war ja schon ein schwieriges Jahrzehnt für japanische Aktien.
00:03:02: Also was ich gelernt habe, ist, dass man in so einer schwierigen Phase,
00:03:06: das war in Japan ja ein ganz politisches Jahrzehnt,
00:03:09: die Wirtschaft war schon im Niedergang, die Immobilienblase war geplatzt,
00:03:13: die Wirtschaft kam nicht mehr richtig in Schwung
00:03:15: und die japanische Regierung hat über zehn Jahre hinweg
00:03:18: verschiedene Fiskale und Konjunkturpakete angestoßen,
00:03:21: um den Karren wieder aus dem Dreck zu ziehen.
00:03:23: Und es hat nicht geklappt.
00:03:24: Und die Börse ist zehn Jahre lang eigentlich im Effekt in die Seite gegangen,
00:03:28: aber mit großen Rallys von jeweils 30, 40, 50 Prozent.
00:03:32: Und was ich da gelernt habe, ist einfach, dass man manchmal in so Marktphasen,
00:03:37: wenn gleich die fundamentale Situation noch nicht perfekt ist,
00:03:41: dass man flink sein muss und dass man manchmal auch einfach
00:03:43: die Chancen ausnutzen muss, wenn so ein Konjunkturpaket verabschiedet wird,
00:03:47: dass man einfach mal opportunistisch investiert.
00:03:49: Das habe ich da gelernt in dem Jahrzehnt.
00:03:51: Jetzt hast du über die Anfangsjahre geredet in 90ern, wo viel in Japan los war.
00:03:54: Jetzt bist du seit fast 30 Jahren, kann man sagen,
00:03:57: in dem Markt aktiv oder beschäftigst dich damit.
00:03:59: Was würdest du denn sagen, welcher Moment hatte ich am meisten geprägt in den drei Jahrzehnten?
00:04:03: Also am meisten beeindruckt oder hat mich tatsächlich die Finanzkrise 2008/2009.
00:04:09: Das war schon eine Situation, die ich so eigentlich nicht wieder erleben möchte,
00:04:15: weil wirklich jeden Tag die Indizes, die großen Indices 7, 8, 9 Prozent runter waren.
00:04:20: Und das ging, wenn ich mich richtig erinnere, 4, 5, 6 Tage am Stück so.
00:04:25: Und du hast wirklich gesehen, wie eigentlich komplett das Vertrauen
00:04:28: und das ganze Vermögen, die ganze Assets, wirklich dahinschmelzen.
00:04:32: So schnell konntest du gar nicht gucken.
00:04:33: Also das war schon extrem beeindruckend.
00:04:35: Und da lernt man dann schon, wie wichtig es ist, Vertrauen für diese Finanzmärkte
00:04:41: und wie wichtig es ist, das Vertrauen ins System zu erhalten.
00:04:44: Genau, das war so superprägendes Jahr.
00:04:47: Du bist in Japan aufgewachsen und hast da viel Zeit verbracht.
00:04:50: Du arbeitest jetzt in Deutschland bei einem internationalen Assetmanager.
00:04:54: Ihr seid zwar in Deutschland based, aber seid ja international aktiv.
00:04:58: Du pendelst also ein Stück weit auch zwischen den Kulturen.
00:05:00: Inwiefern hilft dir denn das Verständnis der japanischen Mentalität
00:05:03: und der Unternehmenskultur dort bei deinen Anlageentscheidungen?
00:05:06: Also zum einen habe ich natürlich aus meiner Kindheit viele Unternehmen,
00:05:10: also auch die gerade im Retail-Bereich, die kenne ich natürlich.
00:05:14: Ich weiß, was ein Itoyokado ist, weil ich das immer gesehen habe.
00:05:16: Das ist ein Supermarkt, ist eine Supermarktkette.
00:05:18: Das musste ich nicht erst alles lernen.
00:05:20: Das heißt, ich kannte auf der einen Seite schon die Marken.
00:05:22: Und dann ist es natürlich hilfreich im Umgang mit den japanischen Unternehmen
00:05:26: und den Japanern per se, dass man sie ein bisschen versteht.
00:05:29: Also ich erwarte nicht das Unmögliche.
00:05:31: Ich bin auch nicht schnell gereizt oder genervt,
00:05:34: wenn die Menschen aus der anderen Kultur nicht so ticken wie ich
00:05:37: oder die Frage vielleicht anders beantworten.
00:05:40: Weil ich es einfach total gut nachvollziehen kann.
00:05:42: Ich kann wirklich mich in die eine wie auch in die andere Kultur reinversetzen.
00:05:45: Und das hilft mir, glaube ich, geduldiger zu sein und besser zuzuhören.
00:05:49: Kommen wir mal zur Jetztzeit.
00:05:50: Herr Nikkei hat zuletzt eine beeindruckende Rally erlebt.
00:05:53: Steht jetzt bei über 39.000 Punkten.
00:05:55: Was sind denn die Treiber dieser Entwicklung?
00:05:58: Ja, also ich glaube, es gibt einfach zwei strukturelle Faktoren,
00:06:02: die wir oder auf die ich im Prinzip 30 Jahre gewartet habe.
00:06:06: Das eine ist, dass die Inflation zurück ist im System.
00:06:10: Japan hatte über 20 Jahre deflationären Druck
00:06:13: und zwar in den verschiedensten Preissegmenten,
00:06:16: also nicht nur bei den Vermögenswerten,
00:06:18: sondern später auch einfach in der breiten Volkswirtschaft.
00:06:20: Und im Nachgang von Covid mit der starken Inflation,
00:06:24: die wir in den USA und Europa gesehen haben,
00:06:26: kam jetzt endlich auch Inflation in Japan an.
00:06:28: Die wird jetzt zudem noch so ein bisschen am Leben erhalten,
00:06:31: dadurch, dass die Arbeitskräfte ganz schnell weniger werden
00:06:34: und dadurch ordentlich Druck auf den Löhnen ist.
00:06:36: Das heißt, wir haben auch das erste Mal seit 25 Jahren
00:06:38: überhaupt wieder Lohnsteigerungen.
00:06:40: Haben wir lange, lange nicht gesehen.
00:06:42: Und das ist natürlich für das nominale Wirtschaftswachstum entscheidend.
00:06:46: Das nominale Wirtschaftswachstum in Japan,
00:06:47: das war eigentlich auch die zwei Jahrzehnte lang flat.
00:06:50: Da ist im Prinzip nichts passiert.
00:06:52: Und jetzt sieht man, dass sich das wieder nach oben bewegt in der Kurve.
00:06:56: Das ist also ein Faktor, der super entscheidend war für die Börsen-Performance.
00:07:00: Und das zweite ist, dass die japanische Regierung, wie auch die japanische Börse,
00:07:07: Druck auf die Unternehmen ausüben, ihre Kapitaleffizienz zu erhöhen.
00:07:12: Das heißt, man macht durch verschiedene Regulierungen und Vorgaben,
00:07:16: zwingt man die Unternehmen dazu, über Kreuzbeteiligung aufzulösen,
00:07:19: mit dem freigewornden Kapital vielleicht eigene Aktien zurückzukaufen
00:07:23: oder höhere Dividenden auszuschütten.
00:07:25: Und dieser Druck, der hilft also tatsächlich auch in den letzten Jahren,
00:07:29: dass die Unternehmen immer effizienter werden,
00:07:30: bessere Profitabilitäts- oder eigentlich Return on Asset, Return on Equity haben
00:07:35: und dass der Markt einfach attraktiver wird.
00:07:37: Also, dass der Shareholder-Value quasi ein Stück weit mehr in den Mittelpunkt rückt.
00:07:41: Genau, der wird gesteigert.
00:07:43: Und es gibt sogar noch einen dritten Faktor,
00:07:45: der auch im Kontext mit der Inflation zu sehen ist.
00:07:47: Die japanische Zentralbank hat das erste Mal seit, ich meine, es ist 2007,
00:07:54: wieder Zinsen erhöht, schon um zwei Schritte.
00:07:57: Wir sind bei 0,5% und die Annahmen sind eigentlich,
00:08:00: dass wir am Ende irgendwo einen 1 bis 1,5% Terminal Rate bekommen werden.
00:08:05: Also auch da sieht man das erste Mal seit 25 Jahren eine Normalisierung der Geldpolitik.
00:08:11: Wie würdest du denn sagen, sind jetzt nach der Rally die japanischen Aktien bewertet?
00:08:15: Sind die immer noch günstig bewertet oder ist das?
00:08:17: Also, auf Kursgewinnen sind wir, glaube ich, jetzt ungefähr bei 14 Mal, 14,5 Mal.
00:08:21: Das ist okay, das ist nicht mehr mega günstig.
00:08:24: Aber wenn wir davon ausgehen, dass ROEs weiter steigen,
00:08:28: was ganz wichtig ist für das Bewertungsniveau,
00:08:30: dann sehe ich da durchaus noch Luft, ja, dann ist der Markt auf keinen Fall überteuert.
00:08:34: Also im Vergleich zu den 80ern?
00:08:36: Oh, also, äh, 80er kannte ich nicht, das war ja eine Blase.
00:08:39: Also in den 80ern hatten wir KGVs zwischen 50 und 80.
00:08:42: Das kann man eigentlich fast überhaupt nicht mehr vergleichen, das war völlig irre.
00:08:46: Alles auch quasi Tesla heute.
00:08:48: Ja, ja, also, nee, das hat sich wirklich normalisiert.
00:08:50: Und die ROEs, Return on Equity, die haben also für den gesamten japanischen Markt,
00:08:56: die waren so in den letzten Jahren immer irgendwo zwischen 6 und 10 Prozent.
00:08:59: Wenn die mal in guten Zyklen über 10 Prozent rausgegen, da war das schon super.
00:09:03: Und mittlerweile sind wir aber relativ nachhaltig bei 10 Prozent
00:09:06: und wachsen da bei den ROEs jetzt auch allmählich in den zweistelligen Bereich rein,
00:09:11: was einfach für die Bewertung befördernd ist, ne?
00:09:15: Welche Sektoren in Japan siehst du denn aktuell besonders positiv und wo bist du eher zurückhaltend?
00:09:19: Gut, wir hatten ja gesagt, dass die Bank of Japan Zinsen erhöht.
00:09:23: Der Rest der Welt senkt schon jeder Zinsen.
00:09:24: Das heißt, da kriegen wir so ein bisschen Aufwertungsdruck auf die Währung.
00:09:27: Der japanische Yen sieht man auch, hat in den letzten Monaten schon von sehr,
00:09:33: sehr niedrigen Niveaus aufgewertet gegen Dollar.
00:09:35: Das ist für die Exportindustrie natürlich immer noch nicht schlecht,
00:09:39: aber in der Veränderungsrate zum Vorjahr verdienen die ein bisschen weniger,
00:09:43: wenn der Yen stärker ist.
00:09:44: Das heißt, wenn gleich die globalen Champions, die japanischen Unternehmenswelt,
00:09:49: wie finden wir bei Automobilen, bei Industrierobottern.
00:09:52: Das sind so Segmente, wo die großen Konzerne sind.
00:09:55: Diese Unternehmen möchte ich langfristig haben, aber wir sind da im Moment ein bisschen vorsichtiger
00:09:59: und haben die Gewichtung im Fonds etwas runtergefahren,
00:10:01: weil wir eben auf die Sicht von ein bis zwei Jahren sehen, klar, wenn der Yen weiter aufwertet,
00:10:06: dann werden die Ergebnisse erst mal nicht weiter wachsen.
00:10:09: Auf der anderen Seite haben wir sehr gute bindwirtschaftliche Unternehmen,
00:10:12: die in der Vergangenheit aufgrund der Deflation keine Preise erhöhen konnten.
00:10:16: Ja, die konnten ihr Umsatzwachstum eigentlich überhaupt nicht über die Preise steigern,
00:10:20: höchstens über das Volumen.
00:10:21: Auch das ist schwierig, wenn die Bevölkerung schrumpft.
00:10:24: Und diese Unternehmen, die haben das erste Mal wieder so ein bisschen Luftpreise zu erhöhen.
00:10:27: Das kann die Nahrungsmittelindustrie sein, das kann der Einzelhandel sein.
00:10:31: Das sind auch, ja, ich sag mal, so Personal Care-Unternehmen, Kosmetikunternehmen.
00:10:36: Wenn man sich da umguckt, da findet man ganz interessante Unternehmen.
00:10:40: Man muss schon genau hingucken, man kann da nicht jedes kaufen.
00:10:43: Und ein drittes Segment ist natürlich der Finanzsektor.
00:10:46: Einfach aufgrund der Normalisierung der Geldpolitik durch die Bank of Japan
00:10:50: kommt ja so ein steigendes oder normales Zinsumfeld wieder.
00:10:54: Und er beginnt sich zu entwickeln.
00:10:56: Und das ist für Finanzwerte natürlich gut.
00:10:58: Das heißt, hier gehen wir teilweise in die Sachversicherung, teilweise in die Banken.
00:11:03: So die drei Segmenten würde ich rausstreichen.
00:11:05: Und was so ein Steckenpferd von mir ist, das ist natürlich die japanische Populärkultur.
00:11:08: Wir alle kennen japanische Mangas.
00:11:12: Also Anime, also die Zeichentrickfilme, das hat sich ja mittlerweile wirklich
00:11:15: in Europa und auch in den USA fest etabliert als Teil der Unterhaltungskultur.
00:11:20: Wie investiere ich in Dragonball, Pokémon und Co?
00:11:22: Na ja, gut, es gibt Unternehmen, die besitzen dieses Intellectual Property.
00:11:26: Also tatsächlich, es sind jetzt nicht nur die Spielekonsolenhersteller.
00:11:29: Die haben teilweise auch Assets, aber es gibt andere Spielehersteller oder Spieleunternehmen,
00:11:36: die besitzen diese Intellectual Property.
00:11:38: Und wenn irgendwo ein Stoff hier in Dragonball Z oder irgendwas eine Plastikfigur gekostet
00:11:42: wird, dann kriegen die verdienen die da dran.
00:11:44: Ich habe letztens zuher gelesen, wir hatten eine Titelgeschichte gemacht zu Dividenden.
00:11:48: Das Nintendo zum Beispiel, so eine der Hidden Champions im Dividenden Sektor ist.
00:11:53: Aber du hast gerade erzählt, so ganz nebenbei im Satz, wir investieren im Fonds da rein.
00:11:58: Jetzt haben wir noch gar nicht gesagt, worum es geht.
00:11:59: Du meinst wahrscheinlich den DWS ESG Top Asienfonds.
00:12:02: Ganz genau, ja.
00:12:03: Zehn mal so ein bisschen, was ist da die Strategie dahinter?
00:12:05: Was machst du da genau?
00:12:07: Das ist ein Asienfonds, der Japan inkludiert.
00:12:12: Also der hat 34% Japan und dann investiert hier in die anderen Länder wie China, Indien,
00:12:17: Malaysia, Thailand, Singapore, Hong Kong.
00:12:20: Das ist so ein klassischer Asienfonds, der immer so ... Also die Idee ist eigentlich,
00:12:24: dass man für den Anleger die besten Unternehmen im asiatischen Raum auswählt.
00:12:29: Und klassischerweise werden die Fonds oft aufgeteilt.
00:12:32: Also auf der einen Seite gibt es Japanfonds, auf der anderen Seite hat man Asienfonds ohne
00:12:36: Japan.
00:12:37: Dieses Produkt ist aber so ein bisschen One-Stop-Shopping und ich finde, das macht es total attraktiv.
00:12:42: Weil Japan ja ein entwickelter Markt ist, der sehr breit und sehr tief ist mit viel Investitionsmöglichkeiten.
00:12:49: Und die anderen Länder sind Entwicklungsländer, die oft hohe Wachstumsraten haben, aber eben
00:12:55: auch eine hohe Volatilität, oft auch ein bisschen politische Schwankungen.
00:13:00: Und da kann man in allem Fonds eigentlich immer ganz gut ausgleichen, kann ganz gut
00:13:03: balancieren.
00:13:04: Wenn man sieht, in den Entwicklungsländern ist derzeit die Gewinnentwicklung nicht so
00:13:10: gut, weil der Dollar zu stark ist oder weil der Ölpreis zu hoch ist, das hängt dann
00:13:14: schon zusammen, dann kann man so ein bisschen nach Japan ausweichen und rumgedreht.
00:13:18: Also wenn man gute Wachsungsaussichten hat in den asiatischen Ländern, kann man das
00:13:23: Geld ein bisschen aus Japan darüber schieben.
00:13:25: Also das ist eigentlich ein ganz gut balanciertes Produkt.
00:13:28: Wie lange gibt es denn schon und wie groß ist der?
00:13:30: Oh, den gibt es schon seit 1996 oder 1995, wurde der aufgelegt und der hat im Moment
00:13:38: 1,9 Milliarden Euro.
00:13:40: Okay, also echt ein Dickchef.
00:13:41: Aber du fokussierst dich auch in der Anlagestrategie, vor allen Dingen so auf so eine Cashflow-Stärke,
00:13:46: würde ich sagen, solide Balanzen, Pricingpower, warum ist das für Japan jetzt so besonders
00:13:51: wichtig?
00:13:52: Das ist gar nicht mal nur für Japan wichtig, aber es ist ja weniger growth zumindest.
00:13:56: Genau, also was wir machen, wir versuchen so ein bisschen die Länderallokationen zu
00:14:01: kombinieren mit einem Bottom-up-Stock-Picking und beim Stock-Picking, das ist so der erste
00:14:05: Schritt.
00:14:06: Da versuchen wir einfach überhaupt mal eine Selektion zu betreiben und zu sagen, welche
00:14:09: Unternehmen sind überhaupt interessant.
00:14:11: Und das was am wichtigsten ist für uns ist das Geschäftsmodell und da ist wirklich die
00:14:15: Frage, ist das nachhaltig, kann das Unternehmen lange bestehen oder ist das so eine Eintagsfliege?
00:14:19: Und da gucken wir dann ganz genau, also erst mal in was für ein Markt bewegt sich dieses
00:14:24: Unternehmen.
00:14:25: Ist das ein Oligopol oder ist das sehr fragmentiert?
00:14:28: Wenn es fragmentiert ist, wie viel Marktanteil hat mein Unternehmen, ist es der große Fisch
00:14:33: im Teich, ist es vielleicht der Konsolidierer im Markt, kann es die Preise vorgeben, ganz
00:14:38: wichtig, wenn man viel Konkurrenz hat, ist es oft schwer, Preise durchzureichen.
00:14:42: Also da achten wir eben drauf, dass Preissetzungsmacht besteht.
00:14:46: Das ist übrigens in der Deflation, wie in der Inflation das Gleiche ist, in beiden Umfelden
00:14:50: wichtig.
00:14:51: Dann gucken wir uns an, wie ist das Management, was sind die Interessen des Managements,
00:14:56: wonach wird das Management bezahlt, wird es bezahlt danach, dass das Umsatzwachstum
00:15:01: steigert oder die Gewinne.
00:15:02: Das ist ein großer Unterschied.
00:15:04: Ein Manager könnte, wenn er am Umsatz gemessen wird, sehr viele Zugauer für tätigen.
00:15:08: Das ist für mich als Minderheitsaktionär aber gar nicht gut.
00:15:11: Ich will ja eigentlich einen wachsenden Gewinn und ich möchte auch eine gute Dividende.
00:15:15: Also schauen wir uns an, wie wird das Management entlohnt.
00:15:17: Dann gucken wir natürlich auch auf die Bilanz, ist die Bilanz solide, ist da genug Cash,
00:15:23: nicht zu viele Schulden.
00:15:24: Das ist wichtig in der Krisensituation.
00:15:26: Wenn ein Unternehmen zu hoch überschuldet ist, kann es sich in der Krisensituation nicht
00:15:29: mehr bewegen und wird dann schnell mal ein Opfer.
00:15:31: Jemand, der eine feste und eine gute Bilanz hat, der kommt auch mal durch so eine Covid-Krise
00:15:35: durch ohne Staatsunterstützung.
00:15:37: Was übrigens ein bisschen unfair war, fand ich in Covid, die Unternehmen, die eine solide
00:15:41: Bilanz hatten, haben keine Unterstützung gekriegt, weil sie sich eigentlich gut vorbereitet hatten
00:15:45: und die, die es nicht hatten, die wurden dann teilweise gerettet.
00:15:48: War ein bisschen, also in dem, ich sag mal so, im Unternehmenskontext war es eigentlich
00:15:52: ein bisschen unfair.
00:15:53: Dass man dann so Zombie-Unternehmen mitgeschlefft hat noch.
00:15:56: Ja klar, es ist natürlich gesamtwirtschaftlich, verständlich gewesen am Ende, aber dennoch
00:16:01: achten wir da drauf, dass die Unternehmen solide Bilanzen haben.
00:16:04: Dann gucken wir nach dem Wachstum, wir wollen schon, dass die Unternehmen ein gewisses
00:16:07: Gewinnwachstum ausweisen, also nicht einfach nur stagnieren.
00:16:10: Am Schluss schauen wir natürlich auf die Bewertung, wie ist dieses Unternehmen bewertet im Vergleich
00:16:14: zum Gesamtmarkt, im Vergleich zur Konkurrenz und im Vergleich zur eigenen Historie.
00:16:18: Und wenn wir dann diese Punkte abgeklopft haben und sagen, okay, das ist ein Tip-Top-Unternehmen
00:16:23: oder es genügt zu 90 Prozent unseren Ansprüchen, dann kommt sowas in den Fond.
00:16:28: bleibt auch relativ lange drin. Und was wir dann eigentlich machen, wenn zum Beispiel
00:16:32: aufgrund von irgendwelchen Nachrichten so einen Kurs mal einbricht und wir erachten
00:16:38: die Nachrichten aber nicht als relevant, das ist nur noise, dann haben wir, weil wir
00:16:42: das Geschäftsmodell gut kennen, das Selbstbewusstsein in diese Schwäche nachzukaufen und nochmal
00:16:48: nachzukaufen und nochmal nachzukaufen. Und das ist dann eigentlich das, was das aktive
00:16:55: Formen in der Schweiz ausmacht. Wie verlässt du dich denn da auf eure
00:16:59: Analysten vor Ort oder bist du selber noch mehrfach im Jahr in Japan? Also da muss man
00:17:03: ja auch ein Gefühl für kriegen, gerade um eine Preissetzungsmacht einzuschätzen. Also
00:17:07: ich meine jetzt kann ich auch lesen, dass ein ganz anderer Markt, aber eine RMS zum
00:17:10: Beispiel, dass die eine Preissetzungsmacht haben. Das andere ist, wenn man mal selber
00:17:13: versucht so eine Tasche zu kriegen, sich da anzumelden und man merkt, oh das ist wirklich
00:17:18: eine Markenpower, eine Heritage. Wie macht ihr das mit Japan oder du? Genau, also das
00:17:22: ist das Tolle an meinem Job, ich kann einmal im Jahr hinfliegen und kann mein Heimweh
00:17:25: wieder so ein bisschen beruhigen. Wir treffen tatsächlich bei Investorenkonferenzen und
00:17:30: auch bei direkten Unternehmensbesuchen vor Ort des japanische Management und versuchen
00:17:35: natürlich immer dann auf den neuesten Stand zu sein, was die Entwicklung des Unternehmens
00:17:39: angeht. Gibt es neuen Konkurrenten, die vielleicht in den Markt kommt und der irgendwie das
00:17:44: schön Oligopol kaputt macht oder oder oder und auf der anderen Seite ist es aber auch
00:17:48: so, dass die japanischen Unternehmen oft einmal im Jahr auf Roadshow gehen, manchmal
00:17:51: zweimal und die besuchen uns dann in Frankfurt bei der DWS und wir haben regelmäßige Meetings.
00:17:57: Wenn man zwischendrin mal eine Frage hat, dann kann man einfach das Investor Relations
00:18:01: Team anrufen in der Regel oder kontaktieren und kann sagen, können wir mal sprechen,
00:18:05: wir haben ein paar Fragen. Also der der Rieger-Auskauge ist schon wichtig und wir haben sowohl
00:18:11: Sell-Side-Analysten, das heißt, Research, was wir uns einkaufen von der von außen als
00:18:17: auch machen, wir machen das auch selber, wir sind quasi nicht nur Portfolio Manager, sondern
00:18:22: gleichzeitig auch Analysten und müssen in dieser Rolle ungefähr zehn Unternehmen als
00:18:27: Analysten sozusagen abdecken und die müssen wir sehr, sehr gut kennen. Und genau, so haben
00:18:31: wir dann eigentlich bei 50 Portfolio-Managern auf der Plattform haben wir 500 Unternehmen
00:18:37: sehr gut gecovert und ich kann da eigentlich immer die Kollegen auch befragen.
00:18:41: Jetzt hast du gerade ein bisschen erklärt, wie dein Stock-Picking-Ansatz funktioniert.
00:18:45: Also du hast ja keinen dogmatischen Growth- oder Value-Ansatz, wenn ich das so raushöre,
00:18:49: sondern gehst da eher flexibel vor. Was hast du denn über die ganzen Jahre oder Jahrzehnte
00:18:55: sind's denn ja schon? Hast du da so bestimmte Lektionen gelernt, wo du sagst, die haben
00:18:59: deine Strategie beeinflusst oder inwiefern hat sich der Stock-Picking-Ansatz auch über
00:19:02: die Jahre vielleicht verändert?
00:19:03: Ja, also ich denke mal, als ich angefangen habe als Portfolio-Manager und Japan-Fonds
00:19:07: gemanagt habe, das sind ja reine Länder-Fonds, da hat man immer so ein bisschen versucht,
00:19:13: den Wirtschaftszyklus zu verstehen und zu "time" auch. Und zu sagen, okay, jetzt
00:19:17: haben wir eine Phase, da schrumpft die Wirtschaft, jetzt gehen wir eher in defensivere Bereiche,
00:19:21: Versicherung, Consumer Stapels, also Verbrauchsgüter. Und ab dem Moment, wo man gesehen hat,
00:19:26: ach, die globalen Manufacturing PMIs sozusagen, also die Indikatoren finden Aufschwung in
00:19:31: der Wirtschaft, die ziehen an, hat man gesagt, okay, jetzt gehe ich in die prozyklischen
00:19:34: Sektoren, da gebichte ich mal was über, also diskussionäre Verbrauchsgüter oder Industriegüter.
00:19:38: Das ist immer anstrengend, da kann man gut liegen, man kann aber auch falsch liegen.
00:19:42: Time ist nicht so einfach, also da gibt es eigentlich keine Garantie dafür, dass das
00:19:47: immer klappt. Aber wenn ich in einem Fonds lauter gute Geschäftsmodelle habe und ich
00:19:52: habe sowohl welche, die den defensiven Branchen zuzuordnen sind, als auch welche, die den
00:19:57: Offensiven zuzuordnen sind und ich verändere immer nur die Gewichte, dann kann jedes Unternehmen
00:20:03: quasi sein Job machen in der Phase, in der es gut performt. Und ich habe am Ende aber
00:20:09: auf jeden Fall immer die guten Unternehmen empfangen.
00:20:12: Japan wird ja auch oft so ein bisschen als ja Anführungsstrichen Spätsünder im Vergleich
00:20:15: zu anderen Märkten bezeichnet. Wie bewertest du denn die Rolle von Japan in so einem globalen
00:20:19: Portfolio jetzt im Jahr 2025?
00:20:21: Also meinst du jetzt Spätsünder von der Performance, das war so lange gebraucht. Ja, also im
00:20:29: derzeitigen Kontext, wenn wir es jetzt wirklich ganz aktuell sehen, müssen wir natürlich
00:20:32: abwarten, wie die Zoll-Fahrenlungen weitergehen und wo die Währung hinläuft. Es ist tatsächlich
00:20:38: so, Japan hat mit den USA ein relativ großes Handelsbilanz, Handelsbilanzüberschuss und
00:20:45: drei Viertel von diesem Überschuss kommen aus der Automobilindustrie.
00:20:48: Aber jetzt gibt es ja seit April die 25% Zölle auf Autos. Wie beeinträchtigen das die Gewinnschätzungen
00:20:55: für den Automobilsektor? Also da gibt es ja viele namhafte Größen, Toyota, Honda etc.
00:20:59: Genau, die Unternehmen, die sind natürlich teilweise, also sehr, sehr vorsichtig. Wir
00:21:04: haben dann z.B. bei der Toyota, die hat jetzt quasi vorausgesagt, dass sie im neuen Fiskal
00:21:11: ja etwa 20% weniger verdienen wird operativ. Es gibt aber andere Automobil-Unternehmen,
00:21:18: die noch mehr Exportquote haben, die geiden sozusagen für einen Gewinneinbruch von 58-60%,
00:21:26: das ist natürlich immens. Also was am Ende passiert, müssen wir noch sehen, aber die
00:21:32: Börse muss natürlich diese Gewinnenvorhersagen oder diese, ja, muss sie erstmal verdauen
00:21:38: und das ist das, was im Moment vor allen Dingen die japanischen Exportwerte auch so ein bisschen
00:21:42: unter Druck setzt. Zumal ja die japanischen Exportunternehmen ja auch von dem schwachen
00:21:47: Jennen extrem profitiert haben. Wie könnte sich denn das Bild unter der neuen US-Administration
00:21:51: verändern? Was denkst du? Von der Währungsseite her ist klar, da werden wir sehen, dass die
00:21:55: Unternehmen sehr vorsichtig prognostizieren werden, dass sie gewinnen. Da sehen wir
00:21:59: eher mal Minus im Vergleich zum Vorjahr. Was jetzt die Beziehung zwischen Japan und den
00:22:05: USA angeht, ist es eigentlich so, dass beide einander brauchen. Also für USA ist Japan
00:22:12: geopolitisch natürlich ein ganz wichtiger Stützpunkt im Pazifik oder im ostasiatischen
00:22:17: Raum. China ist der Nachbar, Nordkorea ist der Nachbar, ja, Russland ist auch nicht so
00:22:22: weit weg und Taiwan auch nicht. Also das ist für die USA schon ein wichtiger Stützpunkt
00:22:28: und rumgetreten ist, ist die USA für Japan extrem wichtiger Handelspartner und ein wichtiger
00:22:34: Markt und die Loyalitäten sind da eigentlich ganz klar. Also ich denke schon, dass Japan
00:22:39: sich hier nicht sehr querstellen wird, sondern einigermaßen verhandlungsbereit sein wird,
00:22:44: was bestimmte Zollvorgaben angeht. Man darf nicht vergessen, Japan und auch Korea haben
00:22:50: eigentlich bereits sehr viele Fertigungs- oder haben sehr viele Fabriken in den USA, insbesondere
00:22:55: im Automobilbereich. Also die stellen schon recht viele Amerikaner auch an vor Ort. Da
00:23:01: haben sie natürlich auch so ein bisschen ein Hebel. Ich bin aber optimistisch, dass
00:23:05: da eine ganz gute Lösung rauskommt. Du hast jetzt die Geopolitik schon ein bisschen
00:23:09: angesprochen. Wie positioniert sich denn Japan zwischen den USA und China? Also Japan ist
00:23:16: relativ eindeutig den USA gegenüber Loyal. Es ist ja ähnlich wie Deutschland, ein Verlierer
00:23:22: gewesen im Zweiten Weltkrieg und es mithilfe von amerikanischen Anleihen hat die Industrie
00:23:28: wieder aufgebaut, das Land wieder aufgebaut. Es hat keine eigenen Streitkräfte, es hat
00:23:32: nur Selbstverteidigungsstreitkräfte. Amerikanische Truppen sind stationiert in Japan. Also da
00:23:38: ist schon die Zusammenarbeit und die Loyalität sehr, sehr groß. Japan ist aber natürlich
00:23:44: nicht geneigt, es sich mit China komplett zu verderben. Dazu ist China einfach zu groß
00:23:49: und zu nah als Handelspartner. Und ich glaube, die Frage stellt sich ja auch gar nicht so
00:23:54: sehr. Es ist ja nicht so, dass der eine sagt, entweder mit uns oder mit denen. Zum Glück
00:23:59: nicht. Ja, weil Japan natürlich auch Güter produziert, die sowohl in den USA als auch
00:24:04: in China benötigt werden. Das können Maschinen sein zur Halbwärter-Produktion. Da ist Japan
00:24:08: relativ stark. Japan liefert auch in die amerikanische Rüstungsindustrie hinein, mit bestimmten
00:24:16: Flugzeugteilen. Also es hat eben auch auf der Produktpalette ein paar Sachen, die ganz
00:24:20: interessant sind. Gehen wir nochmal kurz auf die Investoren-Seite. Internationale Investoren
00:24:24: sind ja in Japan, würde ich jetzt sagen, traditionell eher ein bisschen unterinvestiert. Ändert
00:24:29: sich das gerade jetzt auch durch diesen Trump-Zollsturm, auch wenn es jetzt schon wieder so eine Zollschmelze
00:24:34: gibt so ein bisschen. Aber ändert sich das gerade und wenn ja, welche Auswirkungen hat
00:24:38: das? Ihr seht ja auch eure Funkflows und so weiter in den USA. Ging ja ein bisschen was
00:24:43: raus, in Deutschland oder Europa ging was hoch. Wie sieht das in Japan aus? Also generell
00:24:47: ist ja dieses Thema Diversifizierung in diesem Jahr ganz groß. Und ich glaube, die ganze
00:24:51: Welt hat mitgekriegt, was passieren kann, wenn man zu stark in einer Region investiert
00:24:56: ist. Das sieht man auch in Japan. Das Interesse ist, wie da da zumal sich auch wirklich strukturelle
00:25:01: Dinge verändert haben. Allerdings ist es in Japan natürlich so, da gibt es auch ein
00:25:05: paar Schwierigkeiten. Die demografische Entwicklung ist immer ein großes Thema. Die Bevölkerung
00:25:11: schrumpft. Die Zuwanderung nimmt so ein bisschen an Fahrt auf, aber das ist noch nicht genug,
00:25:16: um da alles über eine Lösung zu sein. Und Japan ist so ein bisschen so ein frühzüglicher
00:25:22: Markt. Also das funktioniert eigentlich dann am besten, wenn die globale Wirtschaft anzieht.
00:25:27: Wenn wir ein Softpatch haben oder so eine leichtere Saison in den USA, dann können die Gewinne
00:25:32: der amerikanischen Unternehmen nicht so gut wachsen. Also dann fehlen so ein bisschen
00:25:37: die zyklischen Aspekte. Aber das heißt, es trifft jetzt Japan
00:25:40: auch heftiger, wenn die globalen Lieferketten jetzt eher ein bisschen ins Stocken geraten?
00:25:44: Ja, das schon. Japan ist schon, wie gesagt, das ist ehrlich wie Deutschland, frühzüglicher
00:25:48: Markt. Die Indizes haben hohes Gewicht an Industriewerten, Fabrikautomationswerten, auch
00:25:59: an Finanzwerten und eben auch an zyklischem Konsum. Also Konsument ist klar schnell,
00:26:04: ist stark vertreten im Index. Und das sind eben alle Sektoren, die dann laufen, wenn die
00:26:07: Wirtschaft gut läuft und anzieht. Ja, du bist in Japan aufgewachsen, bist
00:26:11: da auch einmal im Jahr, lebst jetzt in Deutschland. Was ist so der größte Mythos über den japanischen
00:26:16: Markt, den westlichen Investoren irgendwie immer noch glauben und der dich wahnsinnig
00:26:19: macht? Mythos oder Vorurteile. Vor der über den Markt, ja, dass die Japaner so super verschlossen
00:26:27: sind und kaum Informationen herausgeben. Das ist deutlich besser geworden. Also die
00:26:35: großen globaltätigen japanischen Unternehmen, die haben wunderbare Informationspolitik mittlerweile.
00:26:41: Da hat sich die Unternehmensführung, also Corporate Governance deutlich verbessert. Man bekommt
00:26:45: mittlerweile jede Information, die man haben möchte. Die sind auch sehr, sehr bemüht an
00:26:51: die Investoren heranzutreten und sich da gut zu verkaufen. Also das stimmt gar nicht.
00:26:56: Was ich ganz oft gefragt werde, weil ich ja japanisch verstehe und wenn dann japanische
00:27:00: Unternehmen mit Dolmetschern kommen und dann so ein Meeting machen, dann reden die manchmal
00:27:04: untereinander so ein paar japanische Worte und dann denkt eigentlich jeder, die haben doch
00:27:07: bestimmt jetzt irgendwas gesagt, was wir nicht hören sollten. Und es ist aber nie so. Es ist
00:27:11: wirklich immer nur, Mensch, ich habe die Zahl gerade nicht. Kannst du mal nachgucken, ob
00:27:15: es da hätte x, y? Also das ist auch so ein Mythos. Da ist nichts geheimniskremerisches,
00:27:19: sondern es sind wirklich einfach nur ganz normale Fragen, die sich untereinander schnell stellen.
00:27:25: Interessant. Du hast ja auch das Glück berufsbedingt, dass du sehr viele Manager,
00:27:30: Firmlenker global triffst, kennenlernst. Diesseits ist Atlantics wie jenseits und auch auf dem
00:27:36: Pacific. Welche japanischen Werte oder auch Gewohnheiten würdest du dir in deutschen
00:27:42: Vorstandsetagen wünschen? Und wo würdest du sagen, ist der Western Style aus deiner Sicht
00:27:46: Kleibe legen? Also was die Japaner, die sind, die sind unheimlich sicherheitsliebend und unheimlich.
00:27:54: Also wenn sie eine Aussage machen, dann muss das Hand und Fuß haben. Die erzählen nichts
00:27:58: vom Pferd. Also die sind wirklich in die Aussagen, die sie treffen, die sind sehr korrekt. Also da kann
00:28:03: man sich meistens wirklich drauf verlassen, genau, die übertreiben nicht. Und das ist eigentlich
00:28:08: ganz schön, weil man weiß, dass, was sich jetzt gesagt haben, das ist mal so die Basis. Das kriege
00:28:12: ich auf jeden Fall und vielleicht noch ein bisschen das Tuber hinaus. Managements aus dem Westen,
00:28:17: also gerade vor allem die Amerikaner, die naggen ja eh dazu, die Dinge sehr schön darzustellen. Das ist
00:28:22: ganz schön, weil es eben auch visionär ist und man vielleicht auch mal dem Investoren so Parvisionen
00:28:27: mitgeben muss, aber am Ende geschieht dann so viel nicht unbedingt. Das bewahrheitet sich nicht
00:28:31: alles. Also das sind so die Vor- und Nachteile, die man hat. Man kann es eigentlich auch gar nicht
00:28:36: sagen, dass eine ist besser als das andere. Man muss so ein bisschen für sich rauswenden, womit
00:28:40: kann ich besser leben. Und das machen wir eben auch, wenn wir jetzt globale Forgungsmanagen,
00:28:45: dass man sieht, jetzt habe ich ein amerikanisches Management getroffen, die haben so und so
00:28:49: viel erzählt, da ziehe ich mal 5 oder 10 % ab oder das, was unrealistisch ist. Und bei den
00:28:53: Japanern, die wollen dann, wenn es richtig gut läuft, dann wollen die gar nicht so raus damit. Dann
00:28:58: sagt die, ja, ja, das ist schon ganz gut. Wie gut ist das denn? Das kann ich jetzt nicht sagen,
00:29:02: na, wir wechseln dann gewinnt 10 oder 15, oh nein, nein, nein, 14 %, ja, das kommt schon hin. Also
00:29:08: den muss man so ein paar Sachen aus der Nase ziehen. Das ist aber nicht, weil sie die Information
00:29:12: nicht teilen möchten, sondern weil sie einfach so konservativ sind. Nach fast 3 Jahrzehnten als
00:29:19: Japan-Expertin. Was fasziniert dich denn persönlich immer noch an dem Markt? Und was treibt dich da
00:29:23: auch an weiterzumachen? Also es gab bestimmt noch mal die eine oder andere Gelegenheit, wo du mal
00:29:27: gefragt wurdest, willst du nicht auch was anderes machen oder einen anderen Sektor? Hätte ich ja
00:29:31: auch irgendwie sagen können, nach 20 Jahren, jetzt habe ich da irgendwie alles erlebt. Also Japan
00:29:34: ist eben mal abgesehen von der Kultur, die ich einfach wahnsinnig liebe. Es ist so, dass der Markt
00:29:40: sehr breit ist und sehr tief. Also es gibt ja fast 3.000 notierte Unternehmen, weil es in den 70er
00:29:45: Jahren immer mal in war, dass man ein Börsenotiertes Unternehmen ist. Also jeder hat in die Börse
00:29:49: gegangen. Das heißt, ich finde über jede Branche unheimlich viele Geschäftsmodelle und gerade
00:29:55: Japan-Schluss-Mall- und Mitcaps sind eine ganz faszinierende Anlageklasse, weil man oft auch
00:30:01: familiengeführte Unternehmen findet, die in dem, was sie machen, so richtige Champions sind. Das
00:30:06: können ganz kleine Zulieferer sein, aber das sind dann richtige Champions, ähnlich wie der deutsche
00:30:12: Mittelstand. Da hat man ja auch so versteckt. Und das da fast keiner an der Börse ist. So, genau das
00:30:16: ist es. Und wenn ich die Zeit habe und mir die Mühe mache, dann kann ich in Japan da ganz tolle
00:30:20: Unternehmen finden, die auch noch günstig bewertet sind. Wenn du nicht in der Finanzbranche gelandet
00:30:25: wärst, welchen ganz anderen Beruf hättest du denn gerne ergriffen? Und warum? Na ja, Architekt,
00:30:30: ich habe es ja versucht. Also ich glaube, was mich wirklich fasziniert hätte, ich habe einen
00:30:37: Schulkameraden, der macht Dokumentarfilme und den beneide ich eigentlich immer, weil ich immer
00:30:42: sehr, sehr gerne gereist bin und auch immer sehr gerne dieser Eindrücke, die ich von Reisen
00:30:46: mitgenommen habe, geteilt habe. Was hättest du dokumentiert? Ich glaube, ich hätte wahrscheinlich
00:30:50: Asien dokumentiert, also Kultur, Natur, Landschaft in asiatischen Regionen. Aber jetzt bist du ja
00:30:57: doch in der Finanzbranche gelandet, ist ja auch gut so, sonst würden wir auch nicht miteinander
00:31:00: sprechen, wenn du eine Sache morgen in der Finanzbranche ändern könntest. Welche wäre das
00:31:05: und warum? Also wirklich auf dem Fingerschnipsen, da würde ich wirklich mir wünschen, dass auf
00:31:11: jeden Fall die Hälfte aller Menschen, die dort rumrennen Frauen sind, weil ich sagen muss,
00:31:15: ich gehe seit mittlerweile 30 Jahren auf Investmentkonferenzen. Und als ich angefangen habe in der
00:31:20: 90er Jahren, okay, da war es klar, dass von 100 Teilnehmern nur 5 Frauen waren oder 10. Aber es
00:31:25: ist immer noch so, 30 Jahre später. Und ich finde es total schade, weil man immer denkt, Mensch,
00:31:30: jetzt bin ich schon wieder so in der Minderheit. Und das fühlt sich oft doof an. Und ich würde mir
00:31:34: wünschen, dass ich mehr Frauen für diesen Beruf begeistern, weil er einfach toll ist und es ist
00:31:38: eine spannende Branche. Also das würde ich mir wirklich wünschen. Elian, das kann ich nur unterschreiben.
00:31:42: Wir arbeiten auch daran, dass wir versuchen, um mehr Sichtbarkeit zu machen. Insofern auch
00:31:47: danke, dass du heute an dem Podcast teilgenommen hast. Sehr spannende Einblicke zu Japan.
00:31:50: Ich bin gespannt, was da dieses Jahr noch so passieren wird. Von den Zöllen auch noch abgesehen,
00:31:54: auch in den nächsten Jahren. Du hast das Demografieproblem angesprochen, das wird sich sicherlich
00:31:58: nicht so leicht lösen lassen. Insofern denke ich, wird das auch noch die nächsten Jahre sehr
00:32:01: spannend. Vielen Dank und vielleicht machen wir ja ein Jahr noch mal ein Update. Genau, das würde
00:32:04: ich auf jeden Fall freuen. Super, vielen Dank.
00:32:31: Hat Ihnen das heutige Gespräch gefallen, dann lassen Sie uns doch ein Like da,
00:32:41: auf Spotify oder Apple Podcasts oder wo auch sonst Sie Podcasts hören. Und vergessen Sie nicht,
00:32:46: den Abonnieren-Button zu drücken. So entgeht Ihnen keine unserer zukünftigen Episoden voller
00:32:51: Einblicke und Geschichten aus der Welt der Forks. Bis dahin, bleiben Sie gespannt und verbunden.
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